Frage in die Runde: wer von euch kennt die typische französische Sitte des ‚Apéro‘, bevor man sich Sonntags Mittags oder abends mit Familie oder Freunden (oder en Tète-à-tète!) zu Tisch begibt?
Der Apéro ist für mich eine der schönsten, gemütlichsten und sozialsten Erfahrungen hier in Frankreich.
Und ich bin mittlerweile Expertin im Apéro zubereiten 😉
Rezepte und Bezugsquellen folgen!
Was einen echten, authentischen Apéro (familiäre Kurzform von Apéritif – auf Deutsch auch mal mit ‚Vorglühen‘ vergleichbar 😉 ausmacht, das möchte ich euch heute erzählen.
1. Nehmt euch Zeit
Das erste und wohl Wichtigste, das ein Deutscher bei solchen Gesellschaftsessen nicht wirklich kennt oder in Frankreich unterschätzt: viiiiiel Zeit für den Apéritiv einplanen!!!
Es ist nicht selten dass die Franzosen bei Smalltalk und Apéro schon mal ein, zwei Stunden zusammenhocken, bevor es ‚zur Sache‘ geht! Oui, oui!
2. Wahl des Getränks / der Spirituosen
Je nach Geschmack (man sollte alles mal durchkosten, und es kann gerne jedesmal etwas anderes sein ;-)) gehören ins Sortiment:
- Pastis (die beliebtesten Marken sind Ricard oder 51), serviert mit eiskaltem Leitungswasser und/oder ‚glaçons‘ (Eiswürfeln in extra Schälchen)
- Portwein (weiss oder rot), serviert in kleinen Weingläsern, Zimmertemperatur
- Bier, gerne mit ‚Picon‘ (Bitterorangen-Likör) versetzt (mein Schatz ist unglücklich ohne sein ‚Picon Bière‘ :-))
Biersorten, die man in Frankreich typischerweise trinkt: Heineken, Kronenbourg, 1604, aber auch Perlfort blonde oder brune, Leffe… - Cidre (kühl stellen)
- Alkoholfreie Alternativen: Apfelsekt ‚Champomy‘, Wasser mit Fruchtsirup (Grenadine etc.), Zitronenlimo mit Erdbeersirup (franz.: ‚Diabolo Fraise‘), eiskalt servieren
3. Knabberzeug / Häppchen
- Auf jeden Fall Cacahouettes (gesalzene Erdnüsse) und Pistaches (Pistazien)
- Geräucherte Hartwurst (Saucisson sec, Chorizo), in (sehr!) dünne Scheiben geschnitten
- Käsewürfel (Comté, Ziegen-Hartkäse etc.) (Anmerkung im Nachhinein: ich serviere das manchmal, aber ich glaube, hier schlägt mir meine deutsche Kultur ein Schnippchen: Käsehäppchen werden in Deutschland gereicht, aber in Frankreich serviert man die Mega-Käseplatte kurz vor dem Dessert, als eigenen Gang! Deshalb dürft ihr den Käse beim typischen französischen Apéro getrost weglassen :-))
- Oliven (schwarz oder grün, eingelegt vom Markt oder natur)
- Sehr lecker: eingelegte Knoblauchzehen (vom Markt)
- Chips
- Flips
- Edelvarianten:
– Blinis oder Tuc mit Tamari oder Avocadocreme
– Cake salé: salziger Kuchen aus der Kastenform (Rezepte folgen) - Gesunde Alternative: rohe Karotten- oder Gurkensticks und Blumenkohlrösschen mit Dip
Es ist alles erlaubt, was man mit den Fingern essen kann. Hier nur die am meisten servierten Schmankerl.
Tipp: für die Pistazienschalen, Olivenkerne und Harwurstpelle ein kleines leeres Schälchen vorsehen.
4. Ambiente / französische Playlist
Den typischen Apéro nimmt man (‚on prend l’apéro‘), falls es der Platz erlaubt, nicht am gleichen Tisch, wo dann das Hauptmahl aufgetragen wird. Man wählt dann schon lieber das lauschige Plätzchen auf der Terrasse, in der Gartenlaube oder vor dem Kamin. Man kann auch einfach Kissen auf dem Wohnzimmerteppich verteilen und es sich dort zusammen gemütlich machen.
Tja, und dann noch die passende Musik fürs Ambiente, nicht zu laut, damit man sich unterhalten kann.
Meine französischen Favoriten: Edith Piaf, Rita Mitsuko, Pascal Obispo, Vianney, Les Frangines, Jean-Louis Aubert (unser Hochzeitssong von ihm…) … Oder wie wärs mit einem populären französischen Pop-Rock-Radiosender? Z.B. RTL2?
Fragt mich gerne nach weiteren französischen Insider-Musiktipps. Ein extra Artikel folgt in Kürze.
Und die, die mich kennen und wissen, dass ich auch leidenschaftlich gerne singe, dürfen mich gerne nach meinen französischen Aufnahmen fragen 😉
Ich wünsche euch viel Spass bei der Organisation eurer künftigen Apéritifs und ich würde mich nicht wundern, wenn das bei euch und in eurem Freundeskreis bald zu einer netten Gewohnheit wird 😉
Liebe Grüsse und Bisou,
Danyzen